Optimierung d. Erwartungshaltung im Kontext von Herz OPs
PSY-HEART II:
Die multizentrische, randomisiert kontrollierte PSY-HEART II Studie (Förderung durch DFG, Studienleiter der Studie – Prof. Dr. Rief an der Universität Marburg; Rolle von Dr. Sadlonova – Studienleiterin in Göttingen) steht für „Präoperative Optimierung von Patientenerwartungen zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse bei Patient*innen der Herzchirurgie“. In diesem Projekt wird untersucht, ob eine präoperative psychologische Intervention, welche auf die Optimierung der Patientenwartungen (EXPECT) fokussiert, im Vergleich zur medizinischen Standardbehandlung (standard of care; SOC) und einer Aufmerksamkeitskontrollgruppe (SUPPORT), die sich auf emotionale Unterstützung fokussiert, jedoch nicht auf Erwartungen ausgerichtet ist, dazu in der Lage ist, Langzeitergebnisse nach einer aortokoronaren Bypass-Operation mit oder ohne Herzklappenersatz zu verbessern. Die Patient*innen werden im Verhältnis von 3:3:1 (EXPECT:SUPPORT:SOC) den einzelnen Gruppen zugeteilt. Beide psychologischen Interventionen bestehen aus zwei persönlichen Kontakten (à 50 min) und zwei telefonischen Kontakten (à 20 min) in der Woche vor dem herzchirurgischen Eingriff. Zudem erfolgt ein weiteres Booster-Telefonat etwa 6 Wochen nach der Operation. Die primäre Ergebnisvariable ist die krankheitsbedingte Beeinträchtigung der Patient*innen 6 Monate nach der Operation. Sekundäre Ergebnisvariablen sind u.a. die Erwartungen der Patient*innen, subjektive Krankheitsrepräsentationen, Lebensqualität, Angst und Depressivität. Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wie auch die Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG verstärken die Rekrutierungsphase der PSY-HEART II Studie als ein weiteres Zentrum. Erste Ergebnisse werden im Jahr 2025 erwartet. Weitere Informationen können in dem publizierten Studienprotokoll eingesehen werden.
Kooperationen: Prof. Dr. Herrmann-Lingen (Psychosomatik, Göttingen), Prof. Dr. Kutschka (Herzchirurgie Göttingen), Prof. Dr. Rief und Prof. Dr. Salzmann (Klinische Psychologie, Marburg)
I-COPE:
In der randomisiert-kontrollierten I-COPE-Studie (Förderung durch Deutsche Herzstiftung, PI: Prof. Dr. Herrmann-Lingen; Rolle von Dr. Sadlonova: Interventionist und Study Investigator) wurde geprüft, ob eine zusätzliche Unterstützung der Patient*innen in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der UMG im Klinikalltag umsetzbar ist und ob dadurch eine Verbesserung des Heilungsverlaufs nach einer Bypass-Operation erreicht werden kann. Neunzig Patient*innen wurden in die Studie eingeschlossen und zufällig einem von drei Studienarmen zugeordnet. Ein Drittel der Patient*innen erhielt zwischen der stationären Aufnahme und der Operation zwei psychologische Beratungsgespräche, in welchen ihre Erwartungen und Befürchtungen in Bezug auf die Operation und vor allem die Zeit danach thematisiert wurden. Hierbei wurde vor allem darauf hingewirkt, ihre Selbstwirksamkeitserwartungen in Bezug auf den Heilungsprozess zu fördern. Nach der Operation wurden die Patient*innen von uns auf der Intensivstation und anschließend auf der Normalstation besucht, um sie bei der Verarbeitung der Operationserfahrung und bei der konkreten Planung der kommenden Zeit zu unterstützen, erneut vor allem mit Augenmerk auf die eigenen aktiven Handlungsmöglichkeiten. Ein weiterer telefonischer Kontakt erfolgte sechs Wochen nach der Entlassung. Ein weiteres Drittel der Patient*innen erhielt zusätzlich zu der beschriebenen psychologischen Begleitung eine multimodale Behandlung während des stationären Aufenthalts, bestehend aus einer morgendlichen Lichttherapie, lärmreduzierenden Kopfhörern mit der Möglichkeit, Musik zu hören, Schlafmasken für die Nacht sowie, bei Interesse, die Verwendung einer Virtual-Reality-Brille zur Ansicht von Landschaften. Diese Maßnahmen sollten potentiell stressauslösende Einflüsse des Klinikaufenthalts abfedern und zu einer effektiveren Aufrechterhaltung des Schlaf-Wach-Rhythmus beitragen. Das letzte Drittel der Patient*innen diente als Kontrollgruppe und erhielt die übliche medizinische Behandlung. Es stellte sich heraus, dass die Patient*innen, die einer der beiden Behandlungsgruppen zugeordnet worden waren, im Durchschnitt mehr als zwei Tage früher aus der Klinik entlassen werden konnten als die Patient*innen in der Kontrollgruppe. Außerdem gaben sie eine stärke Überzeugung dahingehend an, den Heilungsprozess selbst beeinflussen zu können (Veröffentlichung). Diese Studie erhielt national und international viel Anerkennung und wurde mit dem Research Award der Harvard Medical School in Boston, USA, dem Forschungspreis für Research Fellows der American Psychosomatic Society in Kalifornien, USA sowie dem Hans-Roemer-Preis des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ausgezeichnet.
Kooperationen: Prof. Dr. Kutschka, PD Dr. Friedrich (Herzchirurgie Göttingen), Dr. Fangauf, Dr. Nagel (Psychosomatik, Göttingen), Prof. Dr. Huffman, Prof. Dr. Celano (Cardiac Psychiatry, Boston)